Brabant-Flandern

Herzog Johann I. von Brabant
1253 – 03.05.1294

 

Inge Holzapfel und Frank Gundel

Margarethe von Flandern Dampier
1251 – 1285

Herzog Johann I. von Brabant

Johann I. wurde 1253 als zweiter Sohn des Herzogs Heinrich III. und der Adelheid von Burgund geboren. Nach dem Tod des Vaters Heinrich III. 1261 waren er und seine Geschwister Heinrich, Gottfried und Maria noch minderjährig. Deshalb übernahm die Mutter die Regentschaft für ihren erstgeborenen Sohn Heinrich IV.

Die umstrittene Regentschaft der Mutter brachte das Herzogtum Brabant an den Rand des Bürgerkrieges, so dass sie beschloss den Titel des Herzogs auf ihren Sohn zu übertragen. Da Heinrich IV., der das Anrecht auf den Titel des Herzogs gehabt hätte, unter körperlichen und geistigen Gebrechen litt, verzichtete dieser 1267 in einer Versammlung zu Cortenberge zu Gunsten seines Bruders Johann auf die Regentschaft.
Johann der I. übernahm mit ca. 15 Jahren die Verantwortung für sein Herzogtum, das zu dieser Zeit in schlechter Verfassung war und erfüllte seine Aufgaben sehr erfolgreich. Denn er war, seit er die Brust seiner Amme verlassen hatte, zum Kämpfer mit Helm und Schild und nicht wie andere Kinder zum Spielen mit dem Kreisel angehalten worden.
1270 heiratete er Margarethe, eine Tochter von König Ludwig IX. von Frankreich, die jedoch nur ein Jahr später im Kindbett verstarb. 1273 heiratete er Margarethe von Flandern-Dampiere, eine Tochter des Grafen Guido I. von Dampiere Graf zu Flandern Marktgraf von Namur.
Herzog Johann I. galt als eine schillernde Persönlichkeit des ausgehenden 13. Jahrhunderts, er verfasste Minnelieder (9 Minnelieder in der großen Manessischen Handschrift) und galt den nachfolgenden Generationen als Muster höfischen Rittertums. Er pflegte engste Beziehungen zum französischen Hof und zog 1275/76 und 1284/1285 mit seinem Schwager Phillip III. von Frankreich gegen Aragon. Er war jahrelang Mitregent in Holland und gab letztlich seine Hoheitsansprüche über Südholland auf, um Hollands Hilfe im Limburger Erbfolgekrieg zu gewinnen.

Er verbündete sich auch mit Kleve, Berg, Altena-Mark und der Stadt Köln gegen den Erzbischof Siegfried von Westerburg. In der siegreichen Schlacht am 5. Juni 1288 bei Worringen stellte er das Hauptkontingent im Zentrum mit etwa 1500 Panzerreitern. Durch diesen Sieg sicherte er sich die Schirmvogtei über das Bistum Lüttich und gewann das Herzogtum Limburg. 1292 wurde er durch König Adolf von Nassau Reichspfleger am Niederrhein und errang damit die volle Unabhängigkeit vom Deutschen Reich, womit er den Höhepunkt seines Hauses manifestierte.

Am 3. Mai 1294 wurde Johann I. im Alter von nur 42 Jahren in einem Turnier bei Bar-Le-Duc tödlich verletzt und anschließend in der Klosterkirche des Franziskaner-Bettelordens zu Brüssel beigesetzt.

Margarethe von Flandern Dampier

Margarete wurde 1251 als Tochter des mächtigen Graf von Flandern „Guido I de Dampiere“ und seiner ersten Ehefrau Mathildis Bethune-Dendermonde geboren.

1273 wurde Margaret die zweite Ehefrau von Johann I. von Brabant dessen erste Frau Margarit de France ein Jahr zuvor im Kindbett gestorben war. Sie gebar ihm 4 Kinder, der erstgeborene Sohn Gottfried starb im Kindesalter von nur 10 Jahren. Margarete überlebte diesen Schicksalsschlag nicht lange und starb 1285 bereits vor der Schlacht von Worringen, die Ihren Gemahl Johann I. von Brabant (der Siegreiche) Ruhm und Ehre brachte.

  • Gottfried 1273/74 bis 13.9.1283
  • Johann II der Friedfertige 27.9.1275 bis 27.10.1312
  • Margarete 04.10.1276 bis 14.12.1311
  • Maria 1278 bis 02.11.1313

Der jüngere Sohn Johann II. genannt der Friedfertige trat nach dem Tod seines Vaters  die Herrschaft über das Herzogtum Brabant an. Er heiratete 1290 Margarete von England. Die Tochter Margarete heiratete nach der berühmten Schlacht von Worringen den Grafen Heinrich von Luxembourg. Die jüngste Tochter Maria von Brabant vermählte sich mit Amadeus von Avoyen.

Haus von Flandern 1194-1251

  • 1194-1205 Balduin IX. (Vater von Johanna und Margarete)
  • 1205-1244 Johanna I.  (Schwester von Margarete II.)
  • 1244-1278 Margarete II. (Mutter von Guido)
  • 1246-1251 Wilhelm (Bruder von Guido)

Haus Dampierre 1278-1322

  • 1278-1305 Guido (Guy) I. von Dampierre
  • (Vater von Margarete)
  • 1305-1322 Robert III. Bethune (Bruder von Margarete)

 

Burg Gravensteen
Der Sitz der Grafen von Flandern war die Burg „Gravensteen“ in Gent (Belgien) die auch heute noch sehr schön erhalten ist. Sie wird noch teilweise durch den mittelalterlichen Burggraben umgeben. Die Burg überragt am linken Leieufer das Zentrum der Stadt. Sie liegt am Zusammenfluss der Flüsse Lieve und Leie und gehört zu mit zu den größten Wasserburgen Europas.

Die erste Burg soll zur Zeit Karl des Grossen errichtet worden sein, vielleicht von Balduin I. genannt „Eisenarm“ um 807. Die erste Anlage auf dem Platz der heutigen Burg war noch aus Holz und stammte wahrscheinlich von den Wikingern schon um 1000 errichtete man einen steinernen Saalbau. Eine erste Ringmauer komplettierte die Burg. 1128 kam es zur ersten ernsthaften Belagerung durch Anhänger des Dietrich von Elsass. Dabei wurde die Burg zerstört.
Auf ihren Resten ließ Philipp von Elsass der  damalige Graf von Flandern, von 1180 bis 1200 den Gravensteen erbauen. Er vergrößerte die Burganlage, um die Genter besser kontrollieren zu können. Ein Ringgraben wurde ebenfalls angelegt. Der Aushub wurde um den alten Saalbau aufgeschüttet, so dass eine Motte entstand. Auf den Mauern des Saalbaues, der nun als Keller dienen sollte, wurde ein 30m hoher Donjon errichtet. Die Bürger hatten mittlerweile wehrhafte Türme in der Stadt errichtet. Aus dieser Zeit stammen auch die Fenster des Kastellans und die kreuzförmige Öffnung über dem Haupttor. Hier tagten fortan die Gerichtshöfe. Zwischen dem 13. Jahrhundert und dem 14. Jahrhundert wurde die Burg restauriert. Der ovale Burghof erhielt eine Ringmauer mit 24 vorspringenden, zweistöckigen Türmchen. Getrennt vom Donjon und innerhalb der Ringmauer lagen die Gebäude des Grafen sowie alle wichtigen Wirtschaftsräumlichkeiten. Ab dem 12. Jahrhundert wuchs Gent so enorm, das es nun die Burg umschließt.