Virneburg-Oberstein

 

Graf Heinrich I. von Virneburg

Erstmals erwähnt 1238
(Kanoniker in Karden)
Graf von Virneburg 1242–1289


Petra Koch und Reiner Timmermanns

Ponzetta von Oberstein

1253 – 1311

 

Graf Heinrich I. von Virneburg

In einer Handschrift des Klosters Springiersbach bei Wittlich wird berichtet, dass im Jahre 938 ein Schwarm Ungarn, von der Mosel kommend und alles um sich herum verwüstend, bis nach Kaiseresch vorgedrungen sei und dort unter der Führung des Pfalzgrafen und der Grafen von Mosel, Mayen und Trechiergaue von deren Kriegern besiegt und vernichtet wurde. Zum Lohn für diese mutige Tat habe Kaiser Otto der Große den Siegern beträchtliche Reichsgüter verliehen. Auch die Ritter von Virneburg sollen in diesem Zusammenhang von Otto dem Großen das Recht erhalten haben, in Virneburg eine Burg zu bauen und Wappen zu führen (im Schild sind auf goldenem Feld sieben rote Rauten, oben vier, unten drei, welche eine Nachbildung der länglich runden Kampfschilde der Ungarn darstellen sollen).

Wappen Maderscheid, Schleiden, Virneburg

Ein Graf von Virneburg wird erstmalig im Jahre 1093 urkundlich erwähnt, als Heinrich Pfalzgraf bei Rhein die Abtei Maria Laach stiftete und unter den Zeugen ein Graf Hermann von Virneburg genannt wird. Alle bisher erwähnten Grafen führten noch ein unbedeutendes Sonderdasein fernab der Reichsgeschichte.

Erst mit Graf Hermann III. (1204 – 1238) treten die Virneburger hervor. Er nahm 1202 – 1204 am 4. Kreuzzug teil und war somit 1204 unter den Plünderern von Konstantinopel, der Hauptstadt des christlich-orthodoxen oströmischen Reiches. Durch seine Heirat mit Lucardis, einer Tochter des Grafen Ruprecht von Nassau, konnte er seinen Landbesitz beträchtlich vergrößern. Am deutlichsten wird Hermanns Wille , sein Geschlecht aus der bisherigen Bedeutungslosigkeit heraus zu führen, jedoch mit dem Bau der Monrealer Löwenburg, welche Bollwerk und Stützpunkt für die Virneburger Expansionsbestrebungen werden sollte. Hermann III. verstarb 1238 im Kloster Himmerod, in welches er kurz zuvor eingetreten war.

Graf Heinrich I. von Virneburg (1242 – 1289) war ein aktiver Herrscher, der die Politik seines Vaters sehr konsequent, aber auch wesentlich aggressiver fortsetzte. Er wird als rühriger, in zahllose Fehden verstrickter Herr beschrieben, der sich bemühte, seine Grafschaft zu größerer Bedeutung zu verhelfen. Diese war eine für die damalige Zeit typische Ansammlung mehr oder weniger lose verbundener Eigengüter, Lehen, Vogteien und sonstiger Herrschaftsrechte, die sich im heute unter dem Begriff Vulkaneifel bekanntem Gebiet zwischen Brohl und Maria Laach im Norden, Beltheim im Süden, der Nürburg (sie zählte jedoch nicht dazu) im Westen so wie Koblenz im Osten erstreckte. Seine Regierungszeit begann Heinrich I. mit einem Raubzug gegen den Besitz des Stiftes Karden, dem er dabei großen Schaden zufügte. Jedoch musste er Schadensersatz leisten.
Wo auch immer in seiner Nachbarschaft eine Fehde stattfand, Heinrch I. war dabei.

Als Anhänger des Kölner Erzbischofs Konrad von Hochstaden (1238 – 1261) verschaffte er sich Popularität bei den Großen des Reiches. Er beteiligte sich an des Erzbischofs Händel in Westfahlen um die Herzogsgewalt des Kölner Erzstifts, stand mit Konrad auf Seiten des ausländischen König Richard von Cornwall, in dessen Gefolge er 1257 erschien, und begleitete Konrad im gleichen Jahr nach Prag zu König Ottokar von Böhmen.
Um 1252 verwaltete er das Amt des kölnischen Schultheißen, welches er als Lehen innehatte. 1255 erschien er auf dem Städtetag in Worms und trat 1256 dem rheinischen Städtebund bei. 1270 wird Heinrich Lehensmann des Grafen von Luxemburg.

So sehr Heinrich ein Freund des Kölner Erzbischofs war, so sehr wurde dessen Nachfolger, Erzbischof Siegfried von Westerburg, sein Gegner. Das zeigte sich im Erbfolgestreit um das Herzogtum Limburg, an welchem fast alle Herren des niederrheinischen Landes beteiligt waren. Heinrich, der 1277 dem Deutzer Bündnis gegen Siegfried und dessen Verbündete beigetreten war, nahm mit seinen Söhnen Ruprecht und Heinrich auf Seiten der Grafen von Jülich an der Schlacht bei Worringen teil, in welcher Siegfried besiegt wurde und in Gefangenschaft geriet. Sofort nach dem Sieg besetzte Heinrich die Nürburg, ein Lehen des Kölner Erzbischofs. Doch Papst Nikolaus IV. befreite im Jahre 1290 den Erzbischof von Köln von allen Eiden, die er dem Grafen Adolf von Berg und seinen Helfern unter Verletzung ihrer Treuepflicht als Vasallen hatte schwören müssen. So war Heinrichs Sohn Ruprecht gezwungen, noch im gleichen Jahr die Nürburg wieder zurück zu geben.

Schlacht von Worringen
Am 5. Juni 1288 kämpfte Heinrich I. von Virneburg als taktischer Oberbefehlshaber des Herzogs Johann I. von Brabant.

Er verdankte diese Stellung dem Umstand, dass er wegen seiner vielen Fehden und Scharmützel ein wohl erfahrener Kämpfer war. Zu Beginn der Schlacht setzte sich jedoch Johann I. von Brabant über den Rat Heinrichs hinweg, den Gegner, der an Kämpfern weit überlegen war, in breiter Schlachtreihe anzugreifen. Johann zog seine Kämpfer zusammen und durchstach wie ein Keil die Schlachtreihe des Erzbischofs Siegfried von Westerburg. Hätte Johann auf den Rat Heinrichs I. gehört, hätte er die Schlacht wohl verloren. Heinrichs Bannereinheit umfasste bei der Schlacht von Worringen etwa 20 Panzerreiter von etwa 2300 gepanzerten Reitern des herzoglichen Heeres.

Heinrich I. von Virneburg starb im Jahre 1289. Es war ihm zwar nicht gelungen, den gräflichen Besitz zu erweitern. Man kann aber an den wichtigen Ämtern, mit welchen seine Kinder bedacht wurden, ersehen, dass die Virneburger aus Ihrem Schattendasein herausgetreten waren und man mit ihnen rechnen musste.

Als zweiten Sitz erbauten die Grafen von Virneburg
um 1229 die Burg Monreal (Löwenburg).

Burg Virneburg im Nitztal, Eifel, um 1112
als Sitz des ersten Grafen von Virneburg bezeugt.

Ponzetta von Oberstein

Aus der Ehe des Grafen Heinrich I. mit seiner Gemahlin Ponzetta von Oberstein sind neun Kinder, vier Söhne und fünf Töchter, hervorgegangen:

  • Ruprecht der Nachfolger,
  • Heinrich, der spätere Erzbischof von Köln,
  • Eberhard, Chomtur des deutschen Ritterordens, zunächst zu Marienburg, dann in Königsberg und schließlich in Rommersdorf bei Neuwied
  • Werner, Kanonikus an St. Gereon zu Köln
  • Mechthilde, Gemahlin Hermanns von Mühlenark
  • Imagina, Äbtissin des Klosters St. Maria im Kapitol zu Köln
  • Elsa, Gemahlin Dittrich VII von Kleve
  • Bonizetta, Äbtissin des Klosters Vilich und
  • Jutta, sie wurde nach dem Tode ihrer Schwester Äbtissin des Klosters Vilich

Ponzetta’s Vater war Graf Eberhard III von Oberstein. Die Stammburg der Obersteiner war die Burg Bosselstein in Idar-Oberstein. Die Burg Bosselstein wurde im 12. Jahrhundert von den Herren von Stein (Oberstein) erbaut und findet 1197 erstmals urkundliche Erwähnung.

                                         

Postkarte: Idar Oberstein im Wandel der Zeit

1197 trugen die Brüder Eberhard und Werner von Stein ihre Burg dem Trierer Erzbischof zu Lehen auf. Die Nachfahren der beiden Brüder verwickelten sich in eine heftige Familienfehde, die über mehrere Generationen ging und den Bau des „Neuen Schlosses“ oberhalb der Burg Bosselstein zur Folge hatte. Eberhards Nachfahren, die mittlerweile eine Verbindung mit dem Eifeler Geschlecht Wirich von Daun eingegangen sind, bezogen das „Neue Schloss“, während die Nachkommen von Werner, die Bossel von Steins, auf dem alten Schloss wohnen blieben. Die Fehde endete mit dem traurigen Höhepunkt der Ermordung Wirich von Daun-Oberstein 1328, dem Erbauer des „Neuen Schlosses“.
Die Burg Bosselstein liegt auf dem „Kirchenfelsen“, einem schroffen Felsenriff über einer Felsenkirche, der bekannten Felsenkapelle von Idar-Oberstein, über dem Nahetal gegenüber dem Schloss Oberstein.